Zweite Reise nach Venedig

Niedergeschrieben nach Aufzeichnungen von Hans Schmid:

Am 9. September 1935 um 2 Uhr früh fuhren wir in Ötz ab. Es waren 20 Fahrtteilnehmer. Den Autobus hatten wir von Leo Gstrein gemietet, der Fahrer war Johann Haid. Bei der Zollrevision am Brenner sagte der amtierende Finanzbeamte kopfschüttelnd: „Tutti Aid, tutti Grisser;“ es waren nämlich einschließlich der mitfahrenden Gäste 7 Haid und 7 Grießer vertreten. In Bozen machten wir zum erstenmal Aufenthalt und gingen ins Hotel „Greif“ frühstücken. Zum Abschied sangen wir im Lokal das „Zeisele.“ Schreckensbleich stürzte der „Ober“ herbei und ersuchte uns „ still“ zu sein, denn es wäre hier streng verboten deutsche Lieder zu singen. Weiter ging die Fahrt durchs Etschtal hinter Trient zu. Wir hatten eine zufällige Mitfahrerin, Theresia Haselwanter aus Ötz. Sie ist in Trient verheiratet, dieser Frau trat plötzlich in der Nähe von Salurn das in Bozen genossene Frühstück den Returweg wieder an und beugte sich zu diesem Zwecke beim Fenster hinaus; ein soeben vorbeifahrender Motorradfahrer nahm dieses „Frühstück“ wieder „schweigend mit sich.“

Nach kurzem Aufenthalt in Trient fuhren wir weiter durch das Val Sugana. In Borgo machten wir Mittagsrast. Jener Wirt, bei dem wir einkehrten, erlebte eine kleine Enttäuschung an uns. Er glaubte wohl eine gutsituierte Reisegesellschaft vor sich zu haben und setzte das Küchenpersonal in Schwung: Schnitzel klopfen u. s. w. Als wir aber außer Wein wenig bestellten, schmolz seine Freundlichkeit wie der Schnee in der Sonne. Bei der Weiterfahrt ging es vorbei an den „7 Gemeinden.“ „Monte Grappa“ blutgetränkte Berge unserer Kaiserjäger und Kaiserschützen aus dem 1. Weltkrieg. Gegen Abend fuhren wir über die „Mussolini – Brücke“ (12 km lang) von Mestre nach Venedig. Wir fuhren durch den Canal Grande zum Markusplatz. Der Eindruck war gewaltig. Zum Glück war noch Platzkonzert der Bürgerkapelle am Markusplatz. Unterkunft und Verpflegung war vorbereitet in der Gaststätte Lloyd Triestina???. Das Auensteiner – Konzert am Markusplatz, vermittelt durch den österreichischen Botschafter in Venedig, konnte nicht abgehalten werden, da an diesem Tage der Krieg Italien – Abessinien ausbrach. Wenn man auf dem Turm von San Marco steht und hinschaut über das wunderschöne Stadtbild, kann man sich des Gedankens nicht erwehren: „Es war einmal,“ denn alles Große und Schöne weist auf die Vergangenheit. Der Aufenthalt in Venedig dauerte 1 Tag und 2 (für die meisten fast schlaflos, aber weinvoll) Nächte. Die Rückreise ging über Padua, Vicenza, Verona, Gardasee, Riva Mittagsrast, Val di Sarca, Trient, Brenner. Venedig war schön, es wird uns in fernen Tagen noch lustige Stunden der Erinnerungen schenken.

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