Chronik

 

Die Chronik berichtet: (Auszug Original aus der Chronik, verfasst von Josef Kuen, unserem ersten Dirigenten)

Chronik Orginal

Einige werden die Schrift noch lesen können, für alle anderen hier des Rätsels Lösung (mit kleinen Abweichungen)

Heute liegen nur noch Gruimg004.bear.zugeschn.-webndmauerreste vom einstigen befestigten Schloss Auenstein oberhalb der „Ez“, (Ötztalerache). Das Schloss wird zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahre 1259 genannt. In dieser Urkunde verzichtet die Witwe nach Grafen Ulrich von Ulten u. deren 2. Gemahl Berthold von Neisen auf das Schloss Petersberg und Auenstein zugunsten des Bischofs Bruno von Brixen.

Prof. Josef Pöll

 
war in der Lehrebildungsanstalt mein Zeichenlehrer. Er war uns Kanditaten aber nicht nur ein Lehrer dieses Faches sondern war uns auch Lehrer und Vorbild in Liebe und Freude zum heimatlichen Volkslied und Volksbräuchen. Gerade zu dieser Zeit entstanden viele der unsterblichen Pöll – Liedchen und manches von seinen neuen Liedern sang er uns zur Laute und sagte: „dieses Lied und diesen Jodler hat sonst noch niemand gehört.“
Im Schuljahr 1921/22 stellte Pöll ein gemischtes Mittelschüler–Doppel-quartett zusammen: Gymnasium, Handelsakademie und Lehrerbildungsanstalt. Von den Kanditaten letztgenannter Anstalt waren unser 3 beteiligt: Baumgartner aus dem Zillertal als Jodler, Schöcksnadel Innsbruck Bass und ich Tenor. Pöll schickte uns auch zu den „Lustigen Spruggern“ um heimatliche Schuhplattler und Volkstänze zu lernen. Wir mussten ihm aber versprechen, dort, wo wir einstens als Lehrer tätig sein werden, auch in diesem Sinne unermüdlich zu wirken.

1930 Das Gründungsjahr der Auensteiner

img003Es war im Vorsommer 1930 an einem Sonntagnachmittag, wir saßen – es waren die meisten der nachmaligen Auensteiner – gemütlich bei einem Glas Bier im „Stern“ und das Gesprächsthema wurde wieder einmal auf ein lustiges Liedchen gelenkt. Und da, endlich, wurde der Wunsch laut, sich zu einer kleinen Sängerrunde zusammenzuschließen. Bald schon wurde mit den Proben begonnen, Stimmübungen, Treffübungen und einfache Liedchen. Dem Fleiße der kleinen Sängerschar war es zu danken, dass wir nach einigen Monaten an ein öffentliches Konzert mit bescheidenem Programm denken konnten. Am Sonntag den 14. September feierten wir unser

Wiegenfest

Bevor wir unseren Geburtstag festsetzten, tauchte selbstverständlich die Frage auf: Wie soll unser Gesangsverein heißen? Die heimatkundlichen Forschungen über das Schloss Auenstein waren hier mitbestimmend; lang schon suchte ich nach einer passenden Gelegenheit, diesen schönen Namen irgendwie neu aufleben zu lassen und nun war so eine Gelegenheit gekommen: wir nannten uns die

D`Auensteiner

Kleinigkeiten vom Wiegenfest

 

img001Ein gezeichnetes Plakat zeigte unser Konzert an. Niemand, außer dem Kaffeehausbesitzer und uns, wusste, wer diese „Auensteiner“ sind und woher sie kommen. Nun kam der Sonntagabend; das Lokal war voll besetzt. Wir begannen unser Konzert: das Rätsel war gelöst. „A – jeggerle!“ meinte Frau Perwög, „das sind die „Auensteiner,“ da schau mal her, die hießen wir wohl besser „Rafflsteiner.“ Auf diesen Witz hinauf ein schallendes Gelächter am betreffenden Tisch. „Raffln“ ist ein Dialektausdruck, man versteht darunter einen rauhen, tiefgrunzenden Ton. Das Konzert war ein Erfolg für uns und die „Auensteiner“ hatten das „Öffentlichkeitsrecht“ erlangt.

 

 

 

 

 

Fotos der ersten Auensteiner

 

Im I. Tenor sangen mit dem Chormeister Josef Kuen Josef Griesser und Ferdinand Griesser.

Josef GriesserFerdinand Griesser

Den II. Tenor bildeten Haid Erwin, Franz Griesser und Franz Winkler, der den Chor auch von 1938 bis 1942 leitete.

Erwin HaidFranz Griesserfranz Winkler

Ihre Stimme im I Bass ließen erklingen: Karl Griesser, Haid Georg und Kuen Hermann

Karl GriesserGeorg HaidHermann KUen

Mit ihren tiefen Stimmen trugen Fr. Karl Griesser, Karl Tscholl, Hermann Griesser, Hans Schmid und Anzelini Ph.. den Chor.

Franz karl griesserKarl TschollHans SchmidAnzeliniGriesser HermannNeurauter Anton

 

 

Erste Reise nach Wien

 

Es war von vornherein klar, dass eine Vereinigung wie die unserer Auensteiner nur eine Zukunft bekommt, wenn jedem Einzelnen in irgend einer Form ein gesellschaftlicher Vorteil geboten werden kann. Um diesem gerecht zu werden, wählten und verwirklichten sie den Ausdruck: Auensteiner – Reisen. Diese Reisen sollten ebenso ein Begriff werden wie der Name Auensteiner selbst. Auch ein seelisch starkes Bindemittel liegt in diesen Unternehmungen und zwar das „fröhlich gemeinsame Erlebnis.“ Dass diese Reisen, öfters und gut organisiert durchgeführt, für Ötz eine „billige“ bodenständige und bestimmt wirksame Fremdenwerbung sind, möchte ich nicht versäumen zu sagen. Am 8. September 1933 fuhren wir zum Katholikentag nach Wien. Konzert beim Heurigen!

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Zweite Reise nach Venedig

 

Niedergeschrieben nach Aufzeichnungen von Hans Schmid

Am 9. September 1935 um 2 Uhr früh fuhren wir in Ötz ab. Es waren 20 Fahrtteilnehmer. Den Autobus hatten wir von Leo Gstrein gemietet, der Fahrer war Johann Haid. Bei der Zollrevision am Brenner sagte der amtierende Finanzbeamte kopfschüttelnd: „Tutti Aid, tutti Grisser;“ es waren nämlich einschließlich der mitfahrenden Gäste 7 Haid und 7 Grießer vertreten. In Bozen machten wir zum erstenmal Aufenthalt und gingen ins Hotel „Greif“ frühstücken. Zum Abschied sangen wir im Lokal das „Zeisele.“ Schreckensbleich stürzte der „Ober“ herbei und ersuchte uns „ still“ zu sein, denn es wäre hier streng verboten deutsche Lieder zu singen. Weiter ging die Fahrt durchs Etschtal hinter Trient zu. Wir hatten eine zufällige Mitfahrerin, Theresia Haselwanter aus Ötz. Sie ist in Trient verheiratet, dieser Frau trat plötzlich in der Nähe von Salurn das in Bozen genossene Frühstück den Returweg wieder an und beugte sich zu diesem Zwecke beim Fenster hinaus; ein soeben vorbeifahrender Motorradfahrer nahm dieses „Frühstück“ wieder „schweigend mit sich.“
Nach kurzem Aufenthalt in Trient fuhren wir weiter durch das Val Sugana. In Borgo machten wir Mittagsrast. Jener Wirt, bei dem wir einkehrten, erlebte eine kleine Enttäuschung an uns. Er glaubte wohl eine gutsituierte Reisegesellschaft vor sich zu haben und setzte das Küchenpersonal in Schwung: Schnitzel klopfen u. s. w. Als wir aber außer Wein wenig bestellten, schmolz seine Freundlichkeit wie der Schnee in der Sonne. Bei der Weiterfahrt ging es vorbei an den „7 Gemeinden.“ „Monte Grappa“ blutgetränkte Berge unserer Kaiserjäger und Kaiserschützen aus dem 1. Weltkrieg. Gegen Abend fuhren wir über die „Mussolini – Brücke“ (12 km lang) von Mestre nach Venedig. Wir fuhren durch den Canal Grande zum Markusplatz. Der Eindruck war gewaltig. Zum Glück war noch Platzkonzert der Bürgerkapelle am Markusplatz. Unterkunft und Verpflegung war vorbereitet in der Gaststätte Lloyd Triestina???. Das Auensteiner – Konzert am Markusplatz, vermittelt durch den österreichischen Botschafter in Venedig, konnte nicht abgehalten werden, da an diesem Tage der Krieg Italien – Abessinien ausbrach. Wenn man auf dem Turm von San Marco steht und hinschaut über das wunderschöne Stadtbild, kann man sich des Gedankens nicht erwehren: „Es war einmal,“ denn alles Große und Schöne weist auf die Vergangenheit. Der Aufenthalt in Venedig dauerte 1 Tag und 2 (für die meisten fast schlaflos, aber weinvoll) Nächte. Die Rückreise ging über Padua, Vicenza, Verona, Gardasee, Riva Mittagsrast, Val di Sarca, Trient, Brenner. Venedig war schön, es wird uns in fernen Tagen noch lustige Stunden der Erinnerungen schenken.

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Unsere Vorbilder

 

3. Reise der Auensteiner – Zürich – Straßburg

 

Sommergäste vermittelten uns 2 Konzertabende im Cabaret Montmartre in Straßburg. Die Reise wurde als Fremdenverkehrspropaganda organisiert. Wir fuhren am 9. September 1936 wieder mit dem Autobus von Leo Gstrein u. Chauffeur Johann Haid über Feldkirch, Wallensee nach Zürich und gaben dort im Bahnhofsrestaurant das erste Konzert. Die Züricher Presse war da und schon las man am nächsten Tag in der Züricher Zeitung von der originellen Fremdenwerbung der Ötztaler.

 

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Weiter gings nachmittags über Basel, Colmar nach Straßburg. Als wir abends dort ankamen, sahen wir schon da und dort unsere Plakate hängen. Unsere Bekannten erwarteten uns am Fischmarkt 6 und erst jetzt erfuhren wir, dass wir für ein „Bar-Programm“ für 2 Abende von 9 Uhr bis 2 Uhr engagiert waren; Wir hatten uns einen gemütlichen Hotelsaal vorgestellt. Wir hatten zu dieser Fahrt 3 Gäste mitgenommen: Hans Haid junior, der Humorist des Tages, Richard Riml und Franz Jäger; die beiden letztgenannten brachten uns am 2. Abend d. h. um 1 Uhr früh eine kleine Überraschung. Sie kamen in die Bar in wirren Haaren, ohne Joppe und Hut, wir drängten sie unauffällig hinaus und auf die Fragen nach den fehlenden Kleidungsstücken trat bei beiden einmütig eine Gedächtnislücke ein.

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Straßburger Münster

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Wir erhielten für unsere Konzerte pro Abend 2.000 fr. Frank und freie Station; die Auffassung über „freie Station“ war aber nicht bei allen gleich. Nach schwerem Abschied traten wir am 3. Tag die Heimreise an  und zwar über Kehl, Schwarzwald, Freiburg i. Br.,

 

 

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Friedrichshafen und in Lindau Nächtigung. Die Gemeinschaftskasse ging zu Ende, Nächtigung im Hotel oder Freiburg003 Gasthof war nicht mehr möglich, also öffentliche Herberge. Leider, diese war schon überfüllt, aber einen Ausweg erfuhren wir hier: Im Säuglingsheim am Dachboden wäre bis morgen 7 Uhr früh ein Matratzenlager frei und kosten nur 50 Pfennig pro Person. Das war die Lösung dieses Abends. Offiziell beschlossen wir diesen Tag im Strand-Cafe. Unser Humorist konnte sich mit folgendem Ausruf nochmals durchsetzen: „Herr Ober, noch ein Glas „Mosl“, dann bin ich im Himmelreich!“ Am letzten Reisetag unterhielten wir uns in Immenstadt und weiter gings über Tannheim und den Fernpaß im Bewußtsein für Ötz mit Erfolg gewirkt zu haben in einmütiger Stimmung dem geliebten Heimatdörflein zu.